Wir freuen uns, mit A Perfume Against the Sulphurous Stinke of the Snuffe, or the Light for Smoak die dritte Einzelausstellung des britischen Künstlers David Thorpe in unserer Galerie – und damit seine zweite Ausstellung in unseren Karlsruher Räumen – präsentieren zu dürfen.

David Thorpes Bildsprache skizziert Antagonismen, die sich formal in der Gegenüberstellung und Durchdringung von geometrischen und ornamentalen Strukturen ausdrücken. In den Medien Zeichnung, Skulptur, Installation sowie Lyrik generiert der Künstler – mitunter fiktive – Raumgefüge, die oftmals durch konkrete architektonische Elemente den Ausstellungsraum als Bestandteil seiner Exponate hervorhebt. In unserer aktuellen Ausstellung erhalten vor allem Boden – und Wandflächen, als auch raumteilende Objekte eine tragende Funktion. Mehrere Schwingtüren oder eine paraventähnliche Stellwand – die jeweils aus Holz und verschiedenfarbig bemaltem Glas gefertigt sind und eine binnengeometrische Gliederung aufweisen – ummanteln die einzelnen Ausstellungsräume und vergegenwärtigen so den Prozess des Betretens oder Passierens einer Raumsituation. Gleichsam der Raumfolge, wird hierbei auch die Wahrnehmung des Betrachters segmentiert, die Thorpe aber durch stilistisch wiederkehrende Bildfragmente miteinander verknüpft.

Die im Vorderraum ausgerichtete Bodenarbeit The Plague besteht aus einer Folge von manuell gefertigten Keramikkacheln, die in einer rechteckigen Grundform angeordnet sind, und von einem Rahmen aus Holz eingefasst werden. Das in Weiß auf dunklem Grund gehaltene, in der Tradition orientalischer Fayencen stehende Dekor der Fliesen zeigt eine florale Bildstruktur, die zwar in einer seriellen Wiederholung auftritt, doch durch den von Hand ausgeführten Druck im Detail variiert. Das Ornament, wie es Thorpe hier als Bildgegenstand einsetzt, besteht über dessen bloße ästhetische Funktion hinaus als Verweis auf eine gewachsene Struktur, ja als Metapher für eine Gestaltungsform, die einem natürlichen Entwicklungsprozess entspringt und theoretisch nie endet. Der Künstler bildet hierbei eine Verwandtschaft zur Arts-And-Craft Bewegung, die sich gleichsam stilistisch, wie auch symbolisch in einem bewussten Umgang mit Material in seiner Arbeit ausdrückt.

Der zweite Ausstellungsraum, der beidseitig von einer eingezogenen, innen mit weißem Glas verkleideten Durchgangsbegrenzung eingefasst wird, bildet ein in sich geschlossenes, beengendes Interieur. Mittig der beiden gegenüber liegenden Wandflächen ist je eine großformatige Gedichtbildtafel gehangen, die jeweils links und rechts von horizontal ausgerichteten, parallel übereinander arretierten Leuchtstoffröhren flankiert wird, und so die beiden Bildwände als symmetrische Spiegelung erscheinen lässt. Die von Thorpe verfassten und in Öl gemalten Gedichte stehen in Bezug zu derartigen Pamphleten, wie sie beispielsweise im 17. Jahrhundert von dem Prediger und „Seeker“ John Saltmarsh formuliert wurden. Thorpes lyrische Poeme aber bilden überdies eine Allianz mit dem konkreten Raum: In Gegenüberstellung zu dem gleißend hellen und Wärme abstrahlenden Licht der Leuchtstoffkörper, bestehen die Gedichte als verbale Explikation des Immateriellen, und erlöschen zugleich vor dem harten Schein des Lichts im Dualismus von Aggressivität und Schönheit.

Drei Aquarellzeichnungen aus David Thorpes Bildfolge Shadows sind schließlich im hinteren Raum unserer Galerie zu sehen. Ähnlich der Arbeit The Plague, wo sich die Bildstruktur durch das Fortsetzen einzelner Kacheln zusammen fügt, ist es in diesen Aquarellen ein geometrisch angelegtes Raster, entlang dessen sich der organische Bildgegenstand – das rankende Blattwerk unterschiedlicher Pflanzen – als floral-ornamentales Muster entfaltet. Der Fortlauf dieser kontinuierlichen Bewegung zirkuliert hierbei zwischen einer freien, endlosen Verästelung und deren Eingrenzung durch eine definierte Fläche, wobei die scheinbar natürliche Ausformung des Bildsujets letztlich einer konstruierten, ja künstlichen Ordnung obliegt, die es überblendet.

Christina Irrgang