(De) Wir freuen uns, mit Economies of Hygiene die erste Einzelausstellung von Julia Schmidt in unseren Berliner Galerieräumen zeigen zu können. Economies of Hygiene umfasst neben einer Reihe neuer Malereien Elemente aus Materialien, die an Billigrenovierungen und Schaufensterdekorationen in abgelegenen Ladengalerien erinnern. Schmidt plündert einerseits den Fundus an Maltechniken der Kunstgeschichte, andererseits weist sie Malerei als nur eine Option innerhalb handwerklicher Traditionen aus, wenn …
(De) Wir freuen uns, mit Economies of Hygiene die erste Einzelausstellung von Julia Schmidt in unseren Berliner Galerieräumen zeigen zu können.
Economies of Hygiene umfasst neben einer Reihe neuer Malereien Elemente aus Materialien, die an Billigrenovierungen und Schaufensterdekorationen in abgelegenen Ladengalerien erinnern. Schmidt plündert einerseits den Fundus an Maltechniken der Kunstgeschichte, andererseits weist sie Malerei als nur eine Option innerhalb handwerklicher Traditionen aus, wenn sie in der Ausstellung unterschiedlichste Bestandteile zusammenfügt.
Charakteristisch für die Malereien von Julia Schmidt ist, dass sie bruchstückhafte Elemente in die opulente Materialität der Ölfarbe einfügt. Pinselstriche werden sowohl als Hilfsmittel zur Darstellung verwendet als auch, um beim Vernetzen von Bildern aus dem Repertoire der Malerei diesen bestimmte Werte zuzuweisen. Aus einer umfangreichen Materialsammlung hat Julia Schmidt verschiedene Szenarien in Innen- und Außenräumen ausgewählt, deren Motive banal und alltäglich erscheinen und deren malerische Oberflächen zwischen hochglänzend und rau oszillieren. Ihr Spektrum reicht von den Farbnuancen eines Flecks, die ein ausgelaufenes Tintensicherungsetikett auf einem teuren Kleidungsstück hinterlassen hat, über die impressionistische Wiedergabe mikroskopischer Schmutzansammlungen zwischen Leinwand und Keilrahmen bis hin zu einem Motiv aus der Strumpfhosenwerbung – klar umrissen, glatt und schimmernd – an einer Wand mit vagen Skizzen der Werkbank eines Bastlers.
Schmidt beharrt auf der Distanz zu den metaphysischen Gespenstern eines malerischen Erbes, indem sie Handwerk und Pigment an ein Konzept bindet, das den jeweiligen Kontext miteinbezieht. Die Arbeiten zeigen Innen- und Außen-, häusliche und kommerzielle Sphären – Transaktionsräume, Orte des Austauschs, die zweierlei reflektieren: implizite Wertzuweisungen und die zahllosen Widersprüche und Begehrlichkeiten, die sich im Alltäglichen verbergen. Es könnte ein Bedeutungsspektrum, ein Verweissystem sein – oder eine Installation, strukturell und malerisch, Schrauben und Spanplatte, Flächen, Papier und Pigment. Aus der Nähe wirkt es wie eine Inszenierung, eine Aufstellung von groben, analogen Materialen, in denen Reflexe der undurchdringlichen, irritierenden Oberfläche des Alltäglichen aufscheinen.
Anlässlich der Ausstellung erscheint Practices Procedures Flows Reversals. Das Künstlerbuch wurde von Julia Schmidt in Zusammenarbeit mit Markus Dreßen konzipiert, ist bei Spector Books erschienen und wurde durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen gefördert.