(De) Schmidt hätte es sicher oft einfacher haben können. Andere werden berühmt und reich, weil sie das fotografieren, was eh alle interessiert. Oder weil sie auf der ganzen Welt das gleiche Bild machen, mit wechselnden Motiven. Schmidt aber ist mit jeder neuen Serie ausgebrochen. Während Michael Ruetz 1967 bei den Demonstrationen auf dem Kudamm und den Sit-lns in der Freien Universität ikonische Historienbilder schoss, streifte Schmidt durch Kreuzberger Hinterhöfe. Während 1989 Bilder feiernder …
(De) Schmidt hätte es sicher oft einfacher haben können. Andere werden berühmt und reich, weil sie das fotografieren, was eh alle interessiert. Oder weil sie auf der ganzen Welt das gleiche Bild machen, mit wechselnden Motiven. Schmidt aber ist mit jeder neuen Serie ausgebrochen. Während Michael Ruetz 1967 bei den Demonstrationen auf dem Kudamm und den Sit-lns in der Freien Universität ikonische Historienbilder schoss, streifte Schmidt durch Kreuzberger Hinterhöfe. Während 1989 Bilder feiernder Mengen auf der Mauer um die Welt gingen, fotografierte er verlassene Plätze in Plattenbausiedlungen.
Drei Farben Grau (Kolja Reichert für FRIEZE)
Denn der fotografierte damals außer im Arbeiterbezirk Kreuzberg höchstens noch in den Arbeiterbezirken Wedding und Reinickendorf, manchmal auch in Ostberlin, aber niemals westlicher und schon gar nicht beschaulicher.
Von Mauern und Menschen (Peter Richter für SZ)
Der aus der Reportagefotografie rührende Anspruch, Menschen, Dinge und Lebensverhältnisse so objektiv wie möglich wiederzugeben, führt Schmidt fünf Jahre später in Berlin-Wedding (1978) in die entgegengesetzte Richtung, zu einem strengen Konzept: Menschen am Arbeitsplatz und zuhause, akkurat ausgeleuchtet, folgen auf ein Kapitel mit verlassenen Straßenzügen. Mit Berlin-Wedding kommt Schmidt ein einziges Mal der Schule von Bernd und Hilla Becher nah, bevor er noch im selben Jahr den strengen Konzeptualismus für den Band „Berlin. Stadtlandschaft und Menschen“ (1978-83) wieder aufgibt.
Drei Farben Grau (Kolja Reichert für FRIEZE)
In this period of his career Schmidt contacted various district authorities in West Berlin proposing to document their districts photographically as he had already done in Kreuzberg. In November 1976 he wrote a plan for the Bezirksamt Wedding as part of the contract negotiations, describing how he proposed to work for the intended project. (…) Once again Schmidt took responsibility for the whole production and publication process. His tasks ranged from the production to the plate-ready state of all photographs, to the design of the book, including the layout and captions, as well as the typographic styling of the texts, the supervising of the printing and the final production of the plates.
Biography (Compiled by Thomas Weski)
„Es war die einzige Ausbildungsstätte, in die jeder kommen konnte, ohne Zulassungsprüfung“, erinnert sich Schmidts damaliger Assistent Wolfgang Eilmes, heute Fotograf dieser Zeitung. Hier schärften sich etwa Wilmar Koenig, Ulrich Görlich oder Uschi Blume in nächtelangen Diskussionen aneinander, die auch deswegen legendär sind, weil Schmidt keine Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten nahm. Im Zentrum stand immer die Frage: Was hat das Bild mit dir zu tun? Damit war Schmidt als Lehrerfigur der Antipode zu den Bechers, bei denen es eher um die Ergründung des Apparates ging. Gleichwohl war es er, der dem jungen Gursky während eines Seminars an der Essener Folkwang-Schule empfahl, sich an die Bechers zu wenden. Gursky bezieht sich heute trotzdem lieber auf Michael Schmidt.
Als die Bilder den Aufstand probten (Kolja Reichert für FAZ) 12.12.2012
„Die berufstätige Frau” (…) For comprehensive reportages on different professions were the result: a doctor, a soldier at the Deutsche Telephonwerke, a postal clerk at the giro office and a Turkish piece-worker at Siemens. The reportages are structured as observations on a single working day, beginning with breakfast and ending back at home after work in the living room.
For Now, the Neighbourhood. Micheal Schmidt’s Early Work (Ute Eskildsen)
Es war vor allem die Zeit, in der Peter Galassi als Foto-Kurator des Museum of Modern Art in New York mit seiner Schau zu Schmidts Zyklus “Ein-heit” die erste Einzelausstellung eines deutschen Fotokünstlers am MoMA überhaupt organisierte. Als Ende der Achtzigerjahre dort bereits Schmidts Serie “Waffenruhe” zu sehen war, schienen seine Bilder dort einen Nerv getroffenen zu haben, der am Ende weniger mit dem eigentlichen Thema zu tun hatte, dem Psychogramm einer geteilten Stadt im Zustand eines erkalteten Kriegs: Es wird erzählt, dass viele New Yorker damals vielmehr das Lebensgefühl in ihrer eigenen Stadt nie besser repräsentiert fanden als in Schmidts harten, dunklen Bildern aus Berlin.
Von Mauern und Menschen (Peter Richter für SZ)
In 2013 Schmidt was invited to participate in the Venice Biennale by Massimiliano Gioni, the artistic director that year. He showed “Lebensmittel” as a large installation within the main exhibition, “II Palazzo Enciclopedico”. After returning to Berlin, he was diagnosed with lung cancer. While receiving treatment he compiled photographs of nature from his archive, taken at the end of the 1980s, mostly during his time at Schnackenburg. From his hospital bed he oversaw the production of the book that he himself had designed; entitled Natur (Nature); it was published by the Mack Verlag.
Biography (Compiled by Thomas Weski)