(De) Die Galerie Meyer Riegger freut sich, mit Ryder Zara Idelsons erste Einzelausstellung in Berlin präsentieren zu dürfen. Gezeigt werden neue Werke, die ein malerisches Engagement an den Tag legen, das inhaltlich täuschend vordergründig und technisch flinkausgeführt wirken kann, zumal dessen Schwerpunkt im Figurativ-Gegenständlichen liegt. Idelsons Motive entstammen der Welt der Praxis, gar des Alltags. Es sind Dinge, die man eher länger anschaut: die Aussicht vom Schlafzimmerfenster, die eigenen …
(De) Die Galerie Meyer Riegger freut sich, mit Ryder Zara Idelsons erste Einzelausstellung in Berlin präsentieren zu dürfen. Gezeigt werden neue Werke, die ein malerisches Engagement an den Tag legen, das inhaltlich täuschend vordergründig und technisch flinkausgeführt wirken kann, zumal dessen Schwerpunkt im Figurativ-Gegenständlichen liegt. Idelsons Motive entstammen der Welt der Praxis, gar des Alltags. Es sind Dinge, die man eher länger anschaut: die Aussicht vom Schlafzimmerfenster, die eigenen Füße. Ausgeführt werden diese Motive zudem mit einer Direktheit, mit einem Effekt der Unmittelbarkeit, die das Wie des Malens, den Prozess des Entstehens durchblicken lässt. Wird etwa ein Bein in einem unmöglichen Winkel dargestellt, so lässt sich der Fehler leicht korrigieren, indem ein zweites darüber gezeichnet wird, wobei das erste, fehlerhafte Bein genauso bedeutend ist, weil es das Werden des Bildes verrät. Dies ist ein Ansatz, der die Intuition und das unmittelbare Beobachten favorisiert, allerdings innerhalb von gewissen Grenzen: realisieren lässt er sich am ehesten bei kleinformatigen Werken mit minimalem Farbauftrag. Die bemalten Bordüren, die abgeschnittenen oder neu gestalteten Leinwände und die häufige Darstellung von Fenstern lassen eine eingehende Beschäftigung mit dem Vorgang des Rahmens erkennen. Idelson setzt sich indes vor allem mit der Physikalität des Malens auseinander. Textur erzeugt sie nicht durch pastosen Farbauftrag, sondern durch dünne, vor feiner Pinselführung geradezu vibrierende Farbschichten auf nackter Grundierung. Farbe wird äußerst sparsam benutzt, weniger mit deskriptiver Intention, als um Bewegung zu suggerieren. Wesentlich für diese Bilder ist die Idee des Orts und der Verortung, der schlichte Wunsch, mitzuteilen, „wo man sich gerade befindet“. 2017 zog Idelson wieder nach London. Seitdem spiegelt ihr Werk eine Neugierde für diese neue Umgebung und die dort beobachteten, alltäglich wiederkehrenden Vorkommnisse: die Verkehrskreisel Südlondons, die Eingangshallen der U-Bahn-Stationen, die seltsam anmutende Rückseite eines öffentlichen Gebäudes, wie sie von einem Radweg aus erblickt wird. Auf die wieder zurückgekehrte Großstadtbewohnerin stürzen neue Impulse ein, sie ist für ihre Umwelt hellwach, bemüht, sich der neuen Welt, deren Gegenständen und Mitmenschen anzupassen. Daraus wird vielleicht erklärlich, warum diese Gemälde eher dem Gegenständlichen zuneigen als Idelsons früheres Oeuvre – aus dem Wunsch heraus, das Fesselnde, Mitreißende eines neuen Orts bildlich festzuhalten.
Zara Idelson (*1987 in Genf) lebt und arbeitet in London. Zu ihren Ausstellungen in jüngerer Zeit gehören: Long Call, 2017 (Zweierausstellung mit Charlotte Barker), Raum 103, Atelierhaus Klingental, Basel; A Place With No Name, 2017 (Gruppenausstellung), Sonnenstube, Lugano; Swiss Art Awards 2017, (Gruppenausstellung), Basel; Hanging Around 2017, (Zweierausstellung mit Caroline Bachmann), Tunnel Tunnel, Lausanne; What Did the Clouds Look Like, 2016 (Einzelausstellung), Kunsthalle Marcel Duchamp, Cully; Geneva Art Prize, 2016 (Gruppenausstellung), Center of Contemporary Art, Genf.
Text: Martha Barratt
Übersetzung: Richard Humphrey