(De) „I have drawn many things that cost something. I have drawn the dress that cost one thousand one hundred seventy-five euros – I saw it in Venice. But I do not draw money. It is not necessary, if I can draw things.“ Alevtina Kakhidze Die ukrainische Künstlerin Alevtina Kakhidze ist mit dem Beginn des Angriffskriegs Russlands am 22. Februar 2022 gegen die Ukraine durch ihre kommentierenden, tagebuchartigen Zeichnungen auf ihrem Instagram Account @truealevtina einer breiteren Öffentlichkeit …
(De) „I have drawn many things that cost something.
I have drawn the dress that cost one thousand one hundred seventy-five euros – I saw it in Venice.
But I do not draw money.
It is not necessary, if I can draw things.“ Alevtina Kakhidze
Die ukrainische Künstlerin Alevtina Kakhidze ist mit dem Beginn des Angriffskriegs Russlands am 22. Februar 2022 gegen die Ukraine durch ihre kommentierenden, tagebuchartigen Zeichnungen auf ihrem Instagram Account @truealevtina einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Mit der Ausstellung möchte die Galerie Meyer Riegger das künstlerische Konzept von Alevtina Kakhidze mit Werken aus gut 15 Jahren im größeren Kontext vermitteln und diese ungewöhnliche Position auch intensiver in den gesamteuropäischen Diskurs einführen.
Die Zeichnungen ihrer War Diaries sind eine Kombination aus schnell skizzierten Szenarien und erläuternden Notizen, die ihren Alltag im Krieg, das Leben unter beständiger Bedrohung durch Raketeneinschläge, ohne Strom oder Heizung im Keller, aber auch die weltpolitischen Debatten kommentieren und das russische Narrativ über die Ukraine und das ukrainische über Russland mit Humor und kritischer Analyse reflektieren. Gleichzeitig entstehen Zeichnungen, die etwa die von Oligarchen beherrschten Besitz- und Machtverhältnisse im Bereich der Medien und der Energiewirtschaft in der Ukraine darstellen. Auch Tschernobyl gehört zu diesem Komplex und speziell für die Ausstellung wird Alevtina Kakhidze zu diesem Thema eine Wandzeichnung anfertigen.
Die Zeichnungen sind nichts weniger als der Versuch, aktuelle politische Zusammenhänge in einer ganz privaten Perspektive künstlerisch zu erklären. Auch frühe Zeichnungen von 2014, die die Revolution auf dem Maidan kommentieren, werden ausgestellt.
2009 wurde The Most Commercial Project begonnen. Die Künstlerin zeichnete mit schnell skizzierten Linien Konsum- und Luxuswaren und reagierte auf die Warenflut der westlichen Welt, die mit dem Turbokapitalisms der frühen 1990er Jahre in der Ukraine ihren Einzug hielt. Die Videodokumentation The Most Commercial Project in the Dress Code Concept Store dokumentiert eine performative Inszenierung von 2010 in Perm in Russland und ist ein Beispiel aus einer friedlicheren Zeit, in der Russland für ukrainische Künstler:innen noch ein wichtiger Bezugspunkt war.
Für die Serie For Art Collectors von 2006 zeichnete sie Kunstwerke, Designermöbel und Designerbekleidung. Jede der Zeichnungen hat den Preis des gezeichneten Objekts.
Das Arbeiten mit heimischen oder invasiven ‚fremden‘ Pflanzen ist seit einigen Jahren immer wichtiger geworden. Pflanzen und der Umgang mit ihnen werden zu einer Metapher für das menschliche Miteinander. Am Pflasterstein, der auf dem Maidan als Waffe diente, und der in der Ausstellung gezeigt wird, hingen Gräser. Die Videoperformance News of the Best Ukrainian Future entstand im November 2022. Neben einem Wundergetreide, das alle Probleme der Ukraine lösen wird, wird dort über ein Restaurant berichtet, in dem invasive Pflanzen auf den Tisch kommen.
Alevtina Kakhidze wurde 1973 im Osten der damaligen ukrainischen Sowjetrepublik geboren. Sie wuchs auf in der russisch geprägten Kultur der späten Sowjetunion. Ihre Muttersprache ist russisch. Sie lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Kyiv. Dort hat sie seit 2009 das Muzychi Expanded History Projekt gegründet, ein privates Artist in Residence Programm, das zur historischen Bedeutung dieser 1400 Seelen Gemeinde beitragen soll.
Kuratiert von Office for Art - Nathalie Hoyos, Rainald Schumacher