(De) Die Werke Jonathan Monks stellen häufig Remakes bereits bestehender Kunstwerke dar, wobei sein Ansatz und Zugriff witzig-humorvoller Art sind. Im Rahmen seiner aktuellen Ausstellung in der Galerie Meyer Riegger präsentiert Monk nun zwei neue kleinformatige skulpturale Arbeiten, welche die Assemblage „Bedroom Tit Box“ (1968 – 70) des US-amerikanischen Künstlers Tom Wesselmann (1931 – 2004) neu inszenieren. Wesselmanns verstörendes Ensemble, ein zimmerähnliches Tableau in Miniaturformat, das mit …
(De) Die Werke Jonathan Monks stellen häufig Remakes bereits bestehender Kunstwerke dar, wobei sein Ansatz und Zugriff witzig-humorvoller Art sind. Im Rahmen seiner aktuellen Ausstellung in der Galerie Meyer Riegger präsentiert Monk nun zwei neue kleinformatige skulpturale Arbeiten, welche die Assemblage „Bedroom Tit Box“ (1968 – 70) des US-amerikanischen Künstlers Tom Wesselmann (1931 – 2004) neu inszenieren. Wesselmanns verstörendes Ensemble, ein zimmerähnliches Tableau in Miniaturformat, das mit überproportionierten häuslichen Gegenständen vollgepfropft ist – zu diesen gehören etwa ein Aschenbecher samt Zigarette, eine Apfelsine sowie eine Vase, über deren Rand Rosenblütenblätter vulvagleich hervorquellen – wird dadurch aktiviert, dass eine reelle weibliche Brust durch ein kreisförmiges Loch in der Decke eingeführt wird. In Monks humorvollen Neufassungen, die ebenfalls mit dem Thema Format bzw. Größe spielen, bleibt Wesselmanns tit box prinzipiell unverändert – nur, dass jetzt ein reeller Penis jeweils durch die Decke eingeführt wird (oder, sollten Penisse nicht zur Verfügung stehen, eine phallusartige Frucht). Indem er die weibliche Brust durch einen Penis ersetzt, parodiert Monk Wesselmanns fetischistische Assemblage, durch die der weibliche Körper verdinglicht und mit Gegenständen angeblich weiblicher „Domestizität“ sowie mit der Form des Kunstwerks an sich in Beziehung gebracht wird – ein im Oeuvre Wesselmanns häufig wiederkehrender Tropus. Durch das Hinzufügen des entblößten männlichen Glieds wirken Monks Arbeiten eher tölpelhaft-peinlich: Sie untergraben das Maskuline vielmehr, als dass sie es bestätigen. Wie auch der doppelbödige englische Ausstellungstitel – „That’s about the size of it“ bedeutet entweder: „Ja, so sieht’s aus“ oder: „In der Größenordnung etwa“ – suggeriert, ist die Größe des männlichen Glieds tatsächlich von Bedeutung, sofern man ein Mann ist, wenn auch aus anderen Gründen als für eine Frau. Jonathan Monk kreiert seit den späten 1990er Jahren Kunstwerke, die auf anderen Kunstwerken basieren, wobei er sich insbesondere auf die Zeichensprachen der Konzeptkunst sowie der Pop Art bezieht. Bisweilen hat er dabei den Weg der Parodie eingeschlagen. Man betrachte etwa seine Neukonzeption der ikonischen, glitzernden Edelstahlplastik „Rabbit“ [Kaninchen] (1986) von Jeff Koons. In Monks Plastik „Deflated Inflated“ (2009) wird Koons Hoppelhäschen umwerfend komisch neuimaginiert und neugestaltet, nämlich in drei Stadien des Zerfalls, die in dessen kläglicher und kompletter Luftentleerung auf dem Galerieboden kulminieren. Indem das Werk dem brüchigen Optimismus von Koons warenähnlicher Skulptur die Luft und damit den Boden entzog, ist es zu einem einprägsamen Symbol der globalen Wirtschaftskrise 2008 geworden. Es wäre jedoch falsch, Monks parodistische Wende mit bloßer Verspottung oder Nachäffung gleichzusetzen. In seinen Umbildungen bzw. Neujustierungen destilliert er vielmehr die im Originalwerk latent vorhandenen visuellen Möglichkeiten und stellt somit die Frage: Was wäre geworden, wenn der Künstler stattdessen einen anderen Weg eingeschlagen hätte? Ein frappantes Beispiel dafür ist das Werk „Before a Bigger Splash“ (2006), Monks Re-Visionierung von David Hockneys inzwischen klassischem Los Angeles-Gemälde (1967) von einem Haus mit Pool, dessen glatte Oberfläche von dem Spritzwasser eines unsichtbaren, hineintauchenden Schwimmers momentan durcheinandergewirbelt wird. Hier fängt Monks ansonsten beflissen-akkurate Kopie just den Moment davor ein: Das aufspritzende Wasser wird quasi wieder zugenäht, so dass Hockneys Pool zu seinem unbehelligten vorherigen Zustand „zurückkehrt“ – einem Zustand, den sich wohl viele vorgestellt haben. Obwohl auch andere Künstler in Monks Fußstapfen getreten sind und Bezug auf zeitgenössische Kunstwerke und Bilder aus der Pop-Kultur genommen haben, ist es keinem gelungen, eine so vielschichtige, mise en abyme-basierte künstlerische Praxis zu vollbringen. Monks von trockenem Humor getragene Arbeiten sind paradoxerweise sowohl Hommage an als auch pietätloses Spiel mit ihren Vor-bildern. Sein Oeuvre erinnert daran, dass der Parodist immer mit hohem Einsatz spielt. Ergänzt oder ersetzt er nur einmal an falscher Stelle, so fällt das Ganze in sich zusammen – ja, so sieht’s aus.
Text: Daniel McClean
Übersetzung: Richard Humphrey