Jonathan Monks künstlerische Arbeit entsteht aus der Betrachtung und Veränderung bereits bestehender Gestaltungskonzepte: Ausdrucksformen der Pop-Art, Minimal-Art und Konzeptkunst erscheinen gleichsam als Strategie und Parodie in seinen Bildern, Collagen, Objekten, Installationen und Filmen. Monks Arbeiten thematisieren Kunst als solche sowie Weisen ihrer Aneignung und Darstellbarkeit, die ihrerseits oft von kunstfremden Personen an Stelle Monks ausgeführt werden. Viele seiner Arbeiten sind für konkrete Situationen, spezifische Ausstellungen oder auch für Ausstellungsmomente auf Kunstmessen angefertigt, und sind bisher nur in diesen Kontexten, oder gar auszugsweise darin gezeigt worden. Die aktuelle Ausstellung “Who ate all the pies?” bei Meyer Riegger Berlin greift diese Situation als Systematik auf und bringt die Frage des Ausstellens und der Produktion von Kunst als solche zum Gegenstand. Aus einem Pool solcher Arbeiten seit 1998 bis heute, hat der Künstler die Ausstellung unter der Frage “Who ate all the pies?” zusammengestellt und damit in eine werkimmanente Betrachtung gesetzt, die ihrerseits Fragen und neue Standpunkte des Betrachtens, ja eine Neubewertung dieser Arbeiten evoziert. Daran schließen Überlegungen eines Stigmas dieser Arbeiten an, oder aber eine Zuschreibung ihres Eigenlebens, eines kontextuellen Eingebundenseins, oder eine ihnen eigene Zeitlichkeit, die sie beanspruchen. Die folgenden Beschreibungen geben Anhaltspunkte bei dieser von Monk getroffenen Auswahl. ONIK XES, 20 Die Neonarbeit im Schaufenster der Galerie war ursprünglich ortspezifisch im Schaufenster gegenüber eines Sexkinos installiert worden. In „Who ate all the pies“ gibt es keine reale Spiegelung auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Hier findetdie Spiegelung in der Innenseite des Galeriefensters statt und die Irritation des Passanten entsteht durch die Abwesenheit der Originalleuchtschrift auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Zwirner Piece I-VII, 2011 Auf der Art Basel Miami Beach 2011 präsentierte Meyer Riegger erstmals einen Teil von Jonathan Monks „Zwirner Piece“, das hier nun komplett als siebenteilige Leuchtreklame-Folge ausgestellt ist. Die fiktiven, von Monk gestalteten Ankündigungen (Werbeanzeigen) verweisen auf die Repräsentation der Nachlässe der bereits verstorbenen, konzeptuellen Künstler Dan Flavin, Donald Judd, Gordon Matta-Clark, Fred Sandback, Jason Rhoades und John McCracken in der New Yorker Galerie David Zwirner und sind gleichsam eine Hommage an ihr Werk. Monk hat für diese Serie eine beleuchtete sich drehende Werbefläche an der Berliner Bornholmer Straße gemietet und diese Fläche unter einer Uhr für einen zeitlich begrenzten Zeitraum bespielt. Giuseppe Penone watching Queens Bohemian Rhapsody Video Whilst Driving with his Eyes Closed, 2012 Der 16mm Film der Installation “Giuseppe Penone watching Queens Bohemian Rhapsody Video Whilst Driving with his Eyes Closed, 2012” zeigt Giuseppe Penones bekanntes Portrait mit verspiegelten Kontaktlinsen, das einem (im Film nicht sichtbaren) Monitor gegenübergestellt ist, auf welchem das Musikvideo von Queens Bohemian Rhapsody abgespielt wird. Der bekannte Song von 1975 ist nur über das lautlose Flackern auf dem Portrait sichtbar. Der verspiegelte VW Golf bildet dabei die Projektionsfläche für den Film, er ist eine Metapher für Penones Augen in denen sich die Umgebung spiegelt und ist gleichzeitig titelgebendes Element. Corner Pieces, 2005/2006 Die Corner Pieces sind abstrakte Selbstportraits von Jonathan Monk, die sich aus der Doppelung seiner Körpergröße ergeben und die Ecke eines Raumes in einer minimalistischen Bodenskulptur nachzeichnen. Jede dieser Arbeiten nimmt Bezug zu einem Künstler der Concept-Art, dem Monk je eine spezifische, assoziativ gewählte Farbe zugeordnet hat. One Cubic Meter Infinity (with Disco Ball), 2012. Diese Arbeit wird erstmals gezeigt, und nimmt Bezug auf Michelangelo Pistolettos ‚Un metrocubo d infinito: Sie besteht aus einem Kubus aus Spiegeln, dessen spiegelnde Flächen hier nach innen zeigen. Im Inneren des Kubus befindet sich eine ebenfalls verspiegelte Diskokugel, welche sich dreht und deren Reflexion durch mangelnden Lichteinfall im Inneren erlischt. Die unendliche Spiegelung ist damit nur als Vorstellung sichtbar. Paul together alone with each other, 2012 Die Puppe auf dem Bierkasten sitzend erscheint in Gestalt des Künstlers Paul McCarthy, jedoch in der Kleidung von Paul McCartney. Aus der zufälligen Ähnlichkeit der Namen sind beide Künstler in der Puppe verschmolzen, werden aber durch den an der Wand angebrachten Spiegel verdoppelt. Galerieöffnungszeiten, 2004 Diese Arbeit ist im Kontext einer der frühen Ausstellungen Monks in den Karlsruher Räumen der Galerie Meyer Riegger entstanden, “If I could turn back time If I could find a way”. Die Neonschrift zeigt die Öffnungszeiten der Karlsruher Galerie, die auch nur während dieser Öffnungszeiten leuchtet. Medium Cannon (German), 2008 Monk hatte diese Kanone im Rahmen der in Karlsruhe im ZKM gezeigten Ausstellung “Vertrautes Terrain - Aktuelle Kunst in und über Deutschland” anfertigen lassen. Die aus Schrott geschweißte, der fast kindlichen Kriegsphantasie eines Metallarbeiters entstandene Form einer Kanone nimmt direkten Bezug auf Pino Pascalis „Armi“, einer Serie in den sechziger Jahren entstandener Skulpturen in Waffenform. Ten squares cut from one sheet of A4 paper with my left eye closed/ Ten squares cut from one sheet of A4 paper with my right eye closed, 2002 Die Arbeit besteht aus zwei Blättern, ein Diptychon, das jeweils unförmige schwarze Quadrate zeigt, die Monk mit je einem geschlossenen Auge ausgeschnitten hat. Der Arbeit obliegt der Gedanke der Suche nach Perfektion, die aber mit jedem Versuch verfehlt wird. Die Arbeit wurde erstmals in einer frühen Einzelausstellung Monks (1 + 1 = 2) in der Galerie Meyer Riegger in Karlsruhe gezeigt.

Christina Irrgang