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Zur Berlin Art Week 2023 wird Jonathan Monks neue Installation Two Piece Reclining Figure – Divided, 2023, im Rahmen der Ausstellung Hallen #4 erstmals von Meyer Riegger gezeigt. Hier erzählt der Künstler Jonathan Monk selbst, wie es zur Umsetzung der neuen Arbeit gekommen ist: Der Ausgangspunkt für diese Serie von Bronzeskulpturen war ein Interview, das ich 1988 am Chelsea College of Art hatte, als die Kunstschule noch in Chelsea war, direkt an der Kings Road. Für einen 18-Jährigen aus …
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Zur Berlin Art Week 2023 wird Jonathan Monks neue Installation Two Piece Reclining Figure – Divided, 2023, im Rahmen der Ausstellung Hallen #4 erstmals von Meyer Riegger gezeigt. Hier erzählt der Künstler Jonathan Monk selbst, wie es zur Umsetzung der neuen Arbeit gekommen ist:
Der Ausgangspunkt für diese Serie von Bronzeskulpturen war ein Interview, das ich 1988 am Chelsea College of Art hatte, als die Kunstschule noch in Chelsea war, direkt an der Kings Road. Für einen 18-Jährigen aus Leicester war das alles sehr aufregend. Ich wurde von einem Freund in einem weißen Lieferwagen nach London gefahren, der hinten mit Sachen gefüllt war, darunter bunte figurative Gemälde auf kaputten Schränken – zumindest habe ich sie so in Erinnerung. Diese Bilder verrotteten danach in der Erde im Garten meiner Eltern (obwohl ich schon mit dem Gedanken gespielt habe, sie aus Erde nachzubauen).
Alles, was ich für dieses offizielle Vorstellungsgespräch vorbereitet hatte, erwies sich schließlich als zu groß für das Büro im vierten Stock. Auf dem Vorplatz der Schule befand sich damals eine Henry-Moore-Skulptur. In meiner Weisheit beschloss ich, mein Material an die Skulptur zu lehnen und vom Bürofenster aus auf einzelne Stücke zu deuten – eine spontane Performance. Im Nachhinein würde ich sagen, dass das für jemanden wie mich, der zu dem Zeitpunkt erst wenige Monate zuvor die Schule beendet hatte, ziemlich mutig war.
Trotz meiner Bemühungen erhielt ich keinen Platz am Chelsea College of Art, dafür landete ich an einem viel besseren Ort – aber das ist eine andere Geschichte. Kürzlich erinnerte ich mich an diesen Moment vor der Kunsthochschule und beschloss, dass es interessant wäre, die Moore-Skulptur, die mich während meiner Bestrebungen nach einer höheren Ausbildung unterstützt hatte, neu zu gestalten. Ich stellte Nachforschungen an und machte Fotos, in der Hoffnung, dass sie mir bei meinen bildhauerischen Überlegungen helfen würden. Ich merkte aber bald, dass ich für eine so komplexe Form nicht qualifiziert war. Da kam mir die Idee, eine digitale 3D-Version zu erstellen. Ich stellte die Fotos und geschätzte Maße zusammen und schickte sie an ein Unternehmen, das mir helfen konnte. Ein 3D-Genie wurde damit beauftragt, die Moore-Skulptur aus Dreiecken, Einsen und Nullen nachzubauen. Ich stelle mir mit Vergnügen vor, dass der Angestellte dieses Unternehmens weder mich noch Moore kannte, aber das werde ich wohl nie mit Sicherheit wissen.
Schließlich konnte ich auf einem Bildschirm in Berlin-Kreuzberg ein Rendering der Original-Skulptur sehen, das fast von alleine zu schweben schien und bei dem jeder einzelne Winkel sichtbar war. Um den Prozess zu vereinfachen, beschloss ich, die Skulptur in überschaubare Teile zu zerlegen, wie einen Laib Brot. Die Form, Gestalt und Textur meiner Bronzeskulpturen wurden also in einem ersten Schritt durch dieses 3D-Rendering bestimmt und dann gegossen. Dieser Ansatz ermöglichte es mir, meine fragmentierten Erinnerungen an meine damalige Interview-Performance wieder heraufzubeschwören, und bot gleichzeitig die Möglichkeit, die gesamte Skulptur dann doch physisch in einen Büroraum im vierten Stock tragen zu können.