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Kuratiert von Melanie Ohnemus Die Ausstellung The Ruin of Exchange zeigt eine Auswahl von John Millers Werken aus den Jahren 1994 bis 2024. John Miller verwendet in seiner Arbeit verschiedene Materialien und Medien und ist daher schwer auf ein Markenzeichen oder einen künstlerischen Stil festzulegen. Und doch ist sein Werk sehr einflussreich, obwohl sich ein gewisses wiedererkennbares Timbre wohl am ehesten in der Wandelbarkeit des Werks und der Beschränkung persönlicher Gesten äußert. Diese …
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Kuratiert von Melanie Ohnemus
Die Ausstellung The Ruin of Exchange zeigt eine Auswahl von John Millers Werken aus den Jahren 1994 bis 2024. John Miller verwendet in seiner Arbeit verschiedene Materialien und Medien und ist daher schwer auf ein Markenzeichen oder einen künstlerischen Stil festzulegen. Und doch ist sein Werk sehr einflussreich, obwohl sich ein gewisses wiedererkennbares Timbre wohl am ehesten in der Wandelbarkeit des Werks und der Beschränkung persönlicher Gesten äußert. Diese beständige Art der Unpersönlichkeit ist für Millers Praxis bestimmend geworden, weil er den Anspruch der Kunst, ihren Gegenstand zu transzendieren, infrage stellt. Sein Werk entspricht weder der spöttischen Ironie der Postmoderne noch der überheblichen Authentizität der Moderne. Wie könnte man das Reale besser leidenschaftslos darstellen, als diese Empfindungen zu minimieren?
Die Beziehung zwischen Millers künstlerischer Praxis und den sozialen und institutionellen Faktoren, die die Kunstwelt prägen, ist beharrlich und setzt sich unvermindert in seiner Kunst und seinen Schriften fort. Grundlegend für Millers differenzierte Sichtweise ist das Verständnis von Kunst als Ware mit einem willkürlichen Wert und als Teil des öffentlichen Raums. Miller zeigt ein Interesse an alltäglichen Dingen, die oft unentdeckt und subtil bleiben. Wie andere materielle Bedingungen, in denen sich die Menschen wiederfinden, formen und gestalten der Konsum und strukturell bedingte Ideologien das Bewusstsein der Realität. Die Welt, die Menschen konstruieren, ist diejenige, die sie bewohnen müssen.
Diese Fragestellungen reflektieren sich im Titel der Ausstellung, The Ruin of Exchange (Die Ruine des Tausches). Einerseits ist die Ruine ein ultimatives allegorisches Motiv. Andererseits ist der Tausch etwas, das sich notwendigerweise im Raum entfaltet. Kapital kann nicht in einem Vakuum existieren. Und wenn man den Raum nicht berücksichtigt, verfällt man in idealistische Abstraktionen. Der materielle Austausch findet also im Raum statt. Sowohl die älteren als auch die neueren Werke Millers weisen in The Ruin of Exchange indirekt darauf hin, dass uns mit dem Begriff „Ruine” der Tausch oder der Tauschwert in gewisser Weise im Stich lässt – oder dass er wohl eine Art Überbleibsel aus einer früheren Konstellation ist.